Die Ski Transalp
Die Ski Transalp
Nachdem wir die Alpen in den letzten Jahren mehrfach zu Fuß oder mit dem Mountainbike überquert hatten, wollten wir eine Alpenüberquerung jetzt auch mal im Winter versuchen, auf Touren Ski. Wir, das sind fünf Freunde aus dem Voralpenland: Susi, Stevo, Benni, Michi und Pete. Wir sind absolut keine Ski Profis oder Freeride Athleten und keiner von uns hat je eine Ski Transalp unternommen. Aber wir sind passionierte Tourengeher und haben uns deshalb riesig auf dieses Abenteuer gefreut.
Die Route dazu, haben wir selbst erstellt: Ziel war es, von Meran in Südtirol über die Ötztaler Alpen, die Stubaier Alpen und das Wetterstein Gebirge bis nach Garmisch zu gelangen. Ich hatte die Idee für das Projekt und habe unsere Reise als Video Serie dokumentiert. Wie es gelaufen ist, könnt ihr euch also gemütlich von der Couch ansehen und unser komplettes Abenteuer miterleben. In diesem Blogartikel gebe ich euch ein paar Hintergrundinfos und Tipps aus unserer Erfahrung für eure eigene Ski Transalp!
Planung vs. Realität
Für alle von uns war es die allererste Skitransalp. Dementsprechend konnten wir auf keine Erfahrung im Vorfeld zurückgreifen und mussten deshalb viel Zeit in Planung, Recherche und Vorbereitung investieren. Im Winter gibt es deutlich mehr Faktoren zu berücksichtigen als im Sommer. Und die meisten dieser Faktoren sind erst kurz vor dem Start verfügbar, wie zum Beispiel das Wetter, die Schneelage und der Lawinenlagebericht. Deshalb war unsere Taktik, dass wir eine Grundroute erstellen, die bei fast allen äußeren Bedingungen durchführbar ist und die wir dann, je nach Verhältnissen mit Gipfelbesteigungen, spannenden Abfahrten und optionalen Powderhängen auffüllen könnten.
Grundsätzlich klang diese Vorgehensweise sehr sinnvoll für uns, allerdings kam dennoch alles anders.
Ursprünglich haben wir nämlich in wochenlanger Planung eine Route ausgearbeitet, die uns von Oberstdorf nach Meran führen sollte, also von Nord nach Süd. Als sich jedoch abzeichnete, dass es extrem wenig Schnee und sehr hohe Temperaturen geben würde, haben wir eine Woche vor Start nochmal die Reißleine gezogen und die Route nochmal komplett neu gestaltet. Da es in den schattigen Nordhängen erfahrungsgemäß mehr Schnee gibt, wollten wir die Route umdrehen und von Süd nach Nord queren. So könnten wir über die schneearmen Südhänge aufsteigen und über die schneereichen Nordhänge abfahren.
Dreh und Angelpunkt der Etappenplanung sind die Unterkünfte. Unser Ziel war es hierbei ausschließlich in den Bergen in DAV Hütten zu übernachten. Neben der schönsten Bergerfahrung hat das auch den Vorteil, dass man gemeinsam mit den hilfsbereiten Hüttenwirten, tagesaktuelle Auskünfte zu den möglichen Gipfeln erfragen kann. Allerdings sind die wenigen Hütten, die im Winter bewirtschaftet sind, sehr nachgefragt und so empfiehlt es sich, rechtzeitig Plätze zu reservieren. Da wir sehr kurzfristig eine neue Route gebraucht haben, mussten wir unsere Etappenplanung eher an der Verfügbarkeit der Hütten orientieren. Nach intensiver Recherche konnten wir glücklicherweise dennoch kurzfristig die nötigen Hüttenplätze reservieren und eine voraussichtlich mögliche Route erstellen.
Trotz gründlicher Vorbereitung ist Schnee- und Lawinenlage checken, Routenoptionen ausarbeiten und Wettervorhersage prüfen eine täglich notwendige Prozedur und wir mussten allzeit flexibel auf äußere Umstände reagieren. Mal ist das Wetter überraschend umgeschlagen, mal haben zu hohe Temperaturen uns schon zur Mittagszeit zum Abbruch gezwungen aufgrund von erheblicher Nassschnee Problematik.
Tipp: Es empfiehlt sich daher für die Grundroute eine möglichst konservativ geplante Route auszuarbeiten und die Etappen nicht zu optimistisch zu gestalten.
Was muss mit in den Rucksack?
Wir haben alles „self powered“ unternommen, hatten keinen Gepäcktransport und haben keine Lifte verwendet. Das heißt wir mussten einerseits alles für eine achttägige Tour dabei haben und uns andererseits auf das absolute Minimum reduzieren. Als Rucksack haben wir uns für den Alproof Tour 38+5l entschieden. Neben vielen Skitour nützlichen Gadgets, war für mich als Filmmacher vor allem das Plus 5l Fach ideal. Dort konnte ich bei Bedarf immer noch meine Kamera sicher verstauen. Ohne auf jedes Teil einzeln einzugehen hier ein paar Anmerkungen zu den wichtigsten Punkten:
- Sicherheits Ausrüstung: Unverhandelbar ist natürlich die Mitnahme von LVS Gerät, Schaufel, Sonde, Helm, Ski Brille, Sonnenbrille, Sonnencreme, erste Hilfe Set, Notfall Biwak und Notfall Flickzeug (Panzertape, Kabelbinder).
- Kleidung: Wie beim Skitouring üblich haben wir mit dem Zwiebelprinzip gearbeitet, bestehend aus mehreren Kleidungsschichten. Je nach Temperatur kann man somit immer den idealen Schutz vor Kälte sicherstellen, ohne dabei zu viel zu schwitzen. Ob zwei oder acht Tage macht im Punkto Kleidung eigentlich keinen großen Unterschied.
- Schuhe: Optional ist wohl ein paar leichte Trailrunning Schuhe. Ich selbst habe mich dazu entschieden, aber Michi z.B. hat darauf verzichtet und lediglich kleine Schlappen dabei gehabt. D.h. er musste die teilweise langen schneefreien Anstiege in Skischuhen laufen. Für wen das kein Problem darstellt, der kann auf Extra Schuhe verzichten, ein paar Gramm und vor allem wertvollen Platz im Rucksack sparen. In den Hütten gibt es ohnehin normalerweise genügend Hüttenschuhe zum Ausleihen.
- Verpflegung: Proviant konnten wir auf Tagesrationen und ausreichend Snacks reduzieren, da wir fast jeden Abend in bewirtschafteten Hütten untergebracht waren. Es war auch ein Selbstversorger Winterraum geplant, deshalb hatten wir zusätzlich jeweils eine Notfall Nahrung gefriergetrocknetes Campingessen mit dabei.
Teamwork makes the dream work
Anders als bei einer Sommer Transalp, ist es im Winter dringend notwendig, täglich die anstehenden Etappen, Pässe und Gipfel auf Durchführbarkeit hin zu hinterfragen. Wenn, wie bei uns, keine klare Führungsperson oder Guide die Entscheidungen abnimmt, muss bei jeder heiklen Situation jeder aus dem Team abgeholt werden. Während der Bergsport häufig eine Einzelsportart ist, so ist das Tourengehen eine Teamdisziplin und man muss stets an einem Strang ziehen. Vor allem bei angespannten Lawinensituation ist es hierbei wichtig einen kühlen Kopf zu bewahren und die Theorie der Gefahrenbeurteilung zu kennen. Kommunikation ist das A und O und es empfiehlt sich, heikle Situationen im Nachgang nochmals zu diskutieren und Schlüsse für die nächste kritische Situation zu ziehen. Somit konnten wir unsere Abläufe täglich optimieren und die Transalp schließlich gemeinsam zu Ende bringen. Wenn auch das Ende in unserem Fall früher kam als geplant, aber das seht ihr ja in unseren Filmen ;)