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Von der Boulderhalle an den Fels – 11 Fragen an Boulder-Profi Favia Dubyk.

Von der Boulderhalle an den Fels – 11 Fragen an Boulder-Profi Favia Dubyk.

„Einen Fels zu lesen, ist eine Fähigkeit, die viel Übung erfordert“

Wir haben uns mit Favia Dubyk, einem begeisterten Mitglied der deuter-Family und einem großen Talent der weiblichen Kletterszene getroffen, um mit ihr über ihre Liebe zum Klettern zu sprechen – und über ihren einzigartigen Weg von der Kletterhalle an den Fels. Wir haben uns über Trainingsprogramme und die richtige Ausrüstung unterhalten und sie hat uns ein paar praktische Tipps gegeben, wie man sicher mit dem Klettern im Freien beginnt.



Favia Dubyk ist eine amerikanische Felskletterin und Ärztin aus Albuquerque, New Mexico. Doch hinter dieser schnörkellosen Beschreibung steckt eine bewegende Geschichte von Glück und Schicksal, die dazu geführt hat, dass diese entschlossene, ehrgeizige und talentierte Frau die Leidenschaft ihres Lebens entdeckt hat – das Klettern. Favia beginnt mit dem Klettern, weil sie alle Filme im Kino bereits gesehen hat. Aus Verzweiflung und Langeweile googelt sie „was man in Nashville, Tennessee, unternehmen kann“. Als ihr die Online-Suche eine Kletterhalle ausspuckt, geht sie sofort hin. Damals ahnt sie noch nicht, dass sie kurz davor steht, ihren Sinn des Lebens zu entdecken. Später wird sie während ihres Aufbaustudiums Mitglied in einer Kletterhalle und nimmt sich fest vor, regelmäßig zu trainieren. Sie kennt das Klettern außerhalb der Halle nicht und hat bisher noch nie von Sport- oder Tauklettern gehört. Hätte sie jemand gefragt, warum sie nicht im Freien klettert, hätte sie gefragt: „Was meinst du? Was sind die Griffe oder Tritte? Wer baut die Probleme ein?“ Heute ist sie leidenschaftliche Boulderin und klettert Routen wie die Chung-li (V11) in der Temple, einer Kalksteinhöhle in der Nähe von Albuquerque, NM. Doch neben ihren herausragenden Kletterleistungen hat sie noch viel Größeres geschafft: Sie hat den Krebs besiegt (ein Lymphom im fortgeschrittenen Stadium), ihre eigene Klinik eröffnet und war mehrere Jahre lang die schnellste Frau im Leichtathletikteam von Harvard.

Favia, wie bist du vom Indoorklettern zum Felsklettern gekommen? 

Als ich zum ersten Mal von Kletterhallen hörte, wusste ich nicht einmal, dass es Outdoorklettern überhaupt gibt. Es gab zwar Leute, die erzählten, dass sie draußen klettern, aber ich dachte, sie meinten Plastikgriffe und -tritte, die an Felsen oder Bäumen angebracht wurden. Als ich dann immer wieder von Kletterern hörte, die im Freien klettern gingen, wollte ich irgendwann doch wissen, was es damit auf sich hat. Also verabredete ich mich mit einem Freund, um ihn zu begleiten. Zunächst war ich entsetzt, wie klein die Tritte waren. Aber dann genoss ich die Freiheit, mehrere Optionen für die Füße zu haben, waren sie auch noch so winzig. Als kleinere Kletterin gefiel mir das. Und ich fand Zwischenstufen und Optionen, die man in Kletterhallen nicht findet. Außerdem gefiel mir der Gedanke, dass ich in einem Jahr noch einmal zu einem Problem zurückkehren könnte und dieses Problem dann immer noch dort sein würde. Mittlerweile gehe ich tatsächlich lieber draußen klettern.

Welche Art des Outdoorkletterns macht dir am meisten Spaß? Und warum?

Lowball-Boulderprobleme und Dächer mit vielen Toehooks. Mit meinen Füßen kopfüber zu klettern, fühlt sich für mich so natürlich an. Und diese Klettertechnik findet man hauptsächlich an Dächern.

Welches sind die größten Unterschiede zwischen Indoor- und Outdoorklettern? 

Die Vielfalt! Für jede Bewegung gibt es so viele Möglichkeiten und für eine kleine Person ist es einfacher,  eine Option zu finden. Die Auswahl an Möglichkeiten, den Fuß zu setzen, kann draußen zwar erdrückend sein, aber es macht Spaß, sie alle auszuprobieren.



Hat sich die Art, wie du trainierst, verändert?

Mein Training hat sich nicht so sehr verändert. Allerdings habe ich damit begonnen, Probleme einzubauen, die meinen Outdoorprojekten ähneln. Da sich das Indoorklettern immer mehr hin zum Wettkampfklettern verändert hat, versuche ich, mich nicht auf Fähigkeiten zu fokussieren, die ich draußen wahrscheinlich nicht brauchen werde, wie zum Beispiel Lauf- und Sprungprobleme.

Musstest du neue Fähigkeiten erlernen oder bereitet einen die Halle gut genug auf den Fels vor?

Ich musste definitiv neue Fähigkeiten lernen. Einen Fels zu lesen, ist eine Fähigkeit, die viel Übung erfordert. Ich verbringe sehr viel Zeit damit, mir den Fels anzusehen, um nach der kleinsten Kante zu suchen, die einen großen Unterschied ausmachen könnte. In der Halle gibt es an der Wand mit den Griffen weniger Auswahl. Allerdings ist das Boardklettern, zum Beispiel an Tensionboards, häufig gut auf das Outdoorklettern übertragbar. Ich musste auch lernen, wie man toppt und absichert und wie wichtig das Crashpad-Management ist.

Wie sehr unterscheidet sich die Ausrüstung, die du benötigst, wenn du draußen an einem Fels kletterst, von der Ausrüstung beim Indoorklettern?

Die größten Ausrüstungsgegenstände, die ich mir kaufen musste, waren die Crashpads. Es gibt unterschiedliche Arten und Größen, die jeweils für unterschiedliche Landungen und Probleme geeignet sind. Außerdem brauchte ich eine Vorrichtung, um alle Crashpads auf einmal tragen zu können. Der Fels hat leider keine Heizung und keine Klimaanlage. Deshalb nehme ich im Sommer immer einen Ventilator mit und für den Winter habe ich ein Heizgerät.

Welche Ausrüstung verwendest du und warum?

Neben den Crashpads nehme ich einen Rucksack für mein Essen, Schuhe und Kleidung mit. Ich liebe meinen Gravity Motion über alles. Er ist die perfekte Mischung aus Funktionalität und toller Optik. Mir gefällt, dass der Reißverschluss nicht oben ist, sondern in der Mitte nach unten verläuft. So kann ich den Inhalt meines Rucksacks ganz leicht überschauen. Die seitlichen Taschen haben Innentaschen, in denen ich Wertsachen verstauen kann. Obendrein gibt es dazu einen passenden tollen Chalkbag. Dieser hat Reißverschlusstaschen und eine Halterung für unterschiedlich große Bürsten. Am besten finde ich, dass das Oberteil zuklappt, wenn der Chalkbag versehentlich auf dem Kopf steht. So verliert man nicht so viel Chalk.

Wie bereitest du dich auf einen Outdoorklettertag vor?

Ich achte darauf, dass ich genügend Essen dabeihabe. Ich packe meine Lampen, den Ventilator, die Stirnlampe, In-Ear-Kopfhörer, das Notfalltelefon und mein TENS-Gerät (ein Gerät, das ich für meinen Bandscheibenvorfall verwende) ein. Ich plane, mit welchen Problemen ich rechne und welche Schuhe ich für diese Probleme benötigen werde. Und ich packe – abhängig vom Wetter – entsprechende Kleidung ein. Ich hasse es nämlich, zu frieren!



Hat sich die Community verändert, als du vom Indoorklettern zum Klettern am Fels und in den Bergen gewechselt bist? 

Ich hatte den Eindruck, dass meine Verbindungen zu Mitkletterern sogar noch stärker geworden sind. Häufig fährt man mehrere Stunden mit dem Auto zu einem Fels. Dabei tauscht man viele persönliche Erfahrungen aus. Ganz egal, welche Art des Kletterns man praktiziert: Man legt sein Leben in die Hände eines anderen. Situationen, in denen es um Leben und Tod geht, schaffen eine ganze besondere Verbindung. Beim Bouldern in der Halle braucht man niemanden, der einen sichert.

Was kannst du begeisterten Indoorkletterern raten, die an den Fels wechseln möchten? Welche Schritte sind wichtig?

Ich würde ihnen empfehlen, sich für das erste Mal einen Begleiter mit viel Erfahrung zu suchen. Den richtigen Kletterfels zu finden, ist anfangs nicht so leicht. Vielleicht haben erfahrene Kletterer auch Geheimtipps für das Gebiet, in dem man klettern möchte. Zum Beispiel, wo die sichersten Topouts sind oder wie man die Crashpads am besten platziert. Außerdem sollte man sich Betavideos ansehen. Nicht nur, um Beta, also Vorinformationen zu erhalten, sondern auch, weil es manchmal verwirrend ist, wo ein Problem anfängt und wo es aufhört. Videos können dabei helfen, die Kletterroute leichter zu erkennen. Das Wichtigste ist, dass man darauf achtet, dass man sicher klettert und Spaß hat!

Gibt es Organisationen oder Communitys, die du jemandem, der wechseln möchte, empfehlen würdest?

Einen Mentor oder eine starke Community zu finden, kann einem Indoorkletterer helfen, ein Outdoorkletterer zu werden. Browngirlsclimb ist eine tolle Community, die viel Unterstützung bietet.

Melaninbasecamp ist ein Blog, in dem man gute Tipps fürs Outdoorklettern findet. Man kann lernen, wie man spottet, trainiert und sich auf das Klettern in unterschiedlichen Bedingungen vorbereitet. Außerdem gibt es auch Artikel über verschiedene Kletterer in den USA. 

Kletterhallen veranstalten häufig Events für Leute, die am Outdoorklettern interessiert sind, sogenannte „Gym-to-Crag-Days“. Das ist eine tolle Gelegenheit, um sich sicher nach draußen zu wagen.

In den deutschsprachigen Ländern (D, A, CH) bieten Organisationen wie der DAV (Deutscher Alpenverein), der ÖAV (Österreichischer Alpenverein) und der SAC (Schweizer Alpen-Club) sehr gute Einführungskurse für diejenigen, die vom Klettern in der Halle zum Outdoorklettern wechseln möchten.

Für alle, die jetzt so richtig Lust bekommen haben, mit dem Klettern anzufangen oder ihre Fähigkeiten auszubauen, haben wir etwas vorbereitet.

In Zusammenarbeit mit Profi-Sportler*innen haben wir eine neue Kollektion mit neuen innovativen Features in gewohnter deuter Qualität entwickelt: Die deuter Gravity Serie